Wirtschaft

Die Wirtschaft Ruandas befindet sich seit mehreren Jahren in einer stabilen hohen Wachstumsphase. Aufgrund der geplanten Investitionen, insbesondere zur Behebung der Infrastrukturmängel, kann weiterhin auf mittlere Sicht mit einer hohen realen Zuwachsrate von ca. 6 % gerechnet werden. 

Geschätztes BIP 24,6 Mrd. US-$ (HDR 2019) 
Pro Kopf Einkommen (Kaufkraftparität) 1.959 US-$ (HDR 2019) 
Rang der menschlichen Entwicklung (HDI) Rang 157 von 189, 2018 
Anteil Armut (nat. Armutsgrenze) 39 % (Weltbank) 
Einkommensverteilung (Gini-Koeffizient) 43,7 (HDR 2019) 
Marktwirtschaft-Status Index (BTI) Rang 68 von 136 (2020) 

Wirtschaftslage 

Das BIP-Wachstum des vergangenen Jahres 2019 betrug nach Angaben der ruandischen Regierung (9,4%), der Weltbank rund 10%, und nach aktuellen IWF-Daten (10,1 %). Die Prognosen für das laufende Jahr wurden aufgrund der COVI-19-Pandemie von rund 9% auf ca. 3,5 % geschätzt. 

Die jährlichen Zuwachsraten stützen sich hauptsächlich auf die Sektoren Land- und Bauwirtschaft sowie Tourismus. Die Entwicklung der Verarbeitungsindustrie ist erkennbar stetig, diese bleibt jedoch verhältnismäßig gering.  Eine entscheidende Schwachstelle im nationalen Wirtschaftssystem stellt das hohe Handelsdefizit dar. Der Wert der importierten Produkte liegt mehr als doppelt so hoch wie derExportwert. Lösungsansätze im Bereich der Exportförderung könnten am Beispiel Bergbau Teilerfolge verzeichnen. 

Mit der jüngsten «Made in Rwanda»-Strategie zur Erhöhung der Exporte, konnte die Regierung in den letzten Jahren signifikante Erfolge erzielen.  Wie in anderen Bereichen Ruandas wurde auch die sozioökonomische Entwicklung der letzten beiden Jahrzehnte durch die jüngste tragische Geschichte stark geprägt. Bilder eines verwüsteten Landes im Jahr 1994 unmittelbar nach dem Genozid bleiben in Erinnerung. Für die Wirtschaft bedeutete es einen totalen Zusammenbruch und der Verlust einer jahrzehntelangen Entwicklung.  Von diesem wirtschaftlichen Zusammenbruch hat sich das Land erstaunlich schnell erholt und weist eine kaum für möglich gehaltene Entwicklung auf. Heute gilt Ruanda -im kontinentalen Vergleich- als vorbildlich in der wirtschaftlichen Modernisierung. In der Hauptstadt Kigali entstehen internationale Luxushotels, Einkaufszentren und Bürokomplexe, der Dienstleistungssektor boomt und im Infrastrukturbereich (Energie- und Straßenbauprojekte) hält der Aufschwung der letzten Jahre an. Große Herausforderungen bestehen jedoch weiterhin. Insbesondere im Bereich der Entwicklung von Industrie und in der Landwirtschaft bestehen die größten Arbeitsfelder. Die Ernährung der Bevölkerung stellt eine der größten Herausforderungen überhaupt dar. Das Land ist extrem dicht besiedelt und mehr als 70% der Einwohner leben von ihrer Arbeit in der Landwirtschaft. 

Generell befindet sich die Wirtschaft Ruandas seit mehreren Jahren in einer stabilen Wachstumsphase. Mit jährlichen durchschnittlichen Zuwachsraten um 7 % blieb das Wirtschaftswachstum in den letzten Jahrzehnten auf hohem Niveau stabil. 

Ausnahmen gab es im Krisenjahr 2009, als das BIP mit 4,5 % erwartungsgemäß niedrig ausfiel. Auch im Jahr 2013 wurde ein vergleichsweise bescheidenes BIP-Wachstum von 4,6 % registriert, was einen starken Rückgang im Vergleich zu 8 % des Jahres 2012 und den niedrigsten Wert seit 2003 bedeutete. Hintergrund dieses Rückgangs war die Tatsache, dass aufgrund von Vorwürfen, wonach Ruanda die im Osten der benachbarten Demokratischen Republik Kongo kämpfende Rebellenorganisation M23 unterstütze, einige Geberländer ihre Finanzmittelzusagen kurzfristig eingefroren hatten. Dies führte während der zweiten Hälfte des Jahres 2013 zu Verzögerungen bei Haushaltsausgaben. Dadurch offenbarte sich das hohe Ausmaß der wirtschaftlichen Geberabhängigkeit Ruandas woraufhin die Regierung ihre Anstrengungen zur einer schnelleren Reduzierung dieses Abhängigkeitsverhältnisses erhöhte.  

Neben den staatlichen Einkünften aus Steuereinnahmen, erfolgt die zusätzliche Staatsfinanzierung durch Budgethilfe der internationalen Gebergemeinschaft und Kreditaufnahmen, welche im Fiskaljahr 2019/2020 14 bzw. 18 % des nationalen Jahreshaushalts darstellen. Ruanda genießt einen recht guten Ruf hinsichtlich verantwortlicher Mittelverwendung, Wirtschaftsreformen und Armutsbekämpfung. Seitens der Geber ist dennoch in Zukunft mit Unsicherheiten bei Zuflüssen zu rechnen, unter anderem da Ruanda vorgeworfen wird eine negative Rolle in benachbarten konfliktreichen Ländern (Ost-Kongo und Burundi) zu spielen.  

Wirtschaftspolitik 

Von 2007 bis 2017 stand die Implementierung der Armutsbekämpfungsprogramme (Economic Development and Poverty Reduction Strategy – EDPRS 1 und 2) im Vordergrund. Seit 2017 orientiert

sich die Regierung an das Folgeprogramm, The National Strategy for Transformation (NST).  Wichtige wirtschaftspolitische Ziele sind u.a. die Förderung von ausländischen und inländischen Investitionen u.a. durch Ausbau der Infrastruktur bleiben die Kapitalisierung der ländlichen Wirtschaft. Mit einem 2005 verabschiedeten Gesetz zur Landreform sollen mehr Anreize zu inländischen Investitionen gegeben werden als im System des «Customer ownership», da nun eine umfassende Landregistrierung stattgefunden hat und nachweislich Landtitel systematisch erworben werden. 

Ferner wird die Erhöhung und Diversifizierung der Exporte angestrebt. So versucht die Regierung alternative «cash crops» wie Blumen oder Obst zu fördern. Weiter soll die Tee- und Kaffeeproduktion intensiviert werden. Eine weitere Investitionsquelle stellen zunehmend Rücküberweisungen aus der ruandischen Diaspora dar.  Ruandas Lage in der Mitte einer Region, die über 140 Mio. Einwohner zählt, macht das Land potenziell zu einem strategischen Ausgangspunkt von dem man aus Zugang zu einem signifikanten regionalen Markt hat. Die Regierung hat sich zum Ziel gesetzt Kigali zu einem wichtigen „Hub“ in der Region zu machen. Entsprechend diesem Ziel stehen umfangreiche Investitionen im Transportsektor an. Das bestehende Straßenverkehrsnetz wurde bzw. wird gerade rehabilitiert und erweitert. Das Großbauprojekt zur Verlängerung der Eisenbahnlinie vom tansanischen Isaka bzw. von Kampala nach Ruanda und Burundi befinden sich in Planungsphasen. Im Bereich des Luftverkehrs gehört, neben der bereits erfolgten Modernisierung des Flughafens Kigali, befindet sich der langfristig geplante Bau eines neuen internationalen Flughafens in Bugesera – südlich der Hauptstadt – im Bau. Die Fertigstellung wird im Laufe des Jahres 2020 erwartet. 

Eine weitere Maßnahme, die die Rolle Ruandas als regionales Handelszentrum zwischen den Märkten und Häfen Ostafrikas und dem Ostkongo bzw. Burundi stärken soll, ist die bereits umgesetzte Gründung und anstehende Erweiterung einer industriellen «Special Economic Zone» (SEZ) bei Kigali. Entsprechende Zeichen setzten auch die fortlaufenden marktorientierten Reformmaßnahmen der Regierung für die Wirtschaft. Eine Politik, die Ruanda zu besonderer Anerkennung der internationalen Geber und Partnerländer verhilft. Dies zeigt unter anderem die relativ vordere Einstufung im Rahmen des jährlichen «Doing Business-Report», ein von der Weltbank veröffentlichter Bericht, der Reformen zur Verbesserung des Wirtschaftsklimas weltweit analysiert. Im aktuellen Bericht erreichte Ruanda Platz 38 von 190 Staaten im globalen Vergleich und belegt damit hinter Mauritius (Rang 13) den zweiten Rang auf dem afrikanischen Kontinent. Der Report gilt als hoch angesehener Indikator und Wegweiser für ausländische Investoren.  

Wie in anderen afrikanischen Ländern spielt die Partnerschaft mit China eine wichtige Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung Ruandas. Chinas Hauptinteresse in Ruanda liegt nicht – wie es oft in anderen Ländern der Fall ist- in Ausbeutung natürlicher Ressourcen (Mineralien und Land), sondern in anderen Aktivitäten. Die meisten größeren Infrastrukturprojekte Ruandas werden beispielsweise durch chinesische Baufirmen durchgeführt, die sonst begleitende Einsetzung chinesischer Manpower wird jedoch durch Restriktionsmaßnahmen eingeschränkt. Ferner investieren chinesische Unternehmen in Produktions- und Serviceindustrie zusätzlich zum Einzelhandel. China sieht offensichtlich das Land als Ausgangspunkt für die Expansion seiner Präsenz in der Region. Die langfristigen Investitionspläne Chinas in Ruanda wurden durch die Auswahl von Kigali als eine der drei Stationen von Chinas Präsident, Xi Jinping, auf seiner jüngsten Afrikareise im Juli 2018 deutlich. 

Landwirtschaft

Die das gesamte Land prägende Agrarlandschaft ist durch terrassierte grüne Hänge, Streusiedlungen, stark parzellierte Anbauflächen sowie eine Vielfalt von Kulturpflanzen charakterisiert. Die Landwirtschaft ist die Grundlage der ruandischen Wirtschaft. Etwa 75 % der Bevölkerung lebt direkt von der Landwirtschaft sowie von der Verarbeitung und Vermarktung der agrarischen Erzeugnisse. Der primäre Sektor trägt mit 39 % zum Bruttoinlandsprodukt bei, die meisten Arbeitsplätze hängen maßgeblich davon ab. Rund 50 % der Exporterlöse werden durch Agrarprodukte wie Kaffee und Tee erzielt, sowie Pyrethrum (Blüten zur Herstellung von Insektiziden), Blumen und Chinarinde in geringen Mengen. Dies findet jedoch unter ausgesprochen schwierigen Rahmenbedingungen statt.

Die Fruchtbarkeit der Böden ist regional unterschiedlich, nährstoffarme, saure und tropische Böden überwiegen. Die vulkanischen Böden im Norden des Landes sind dagegen sehr fruchtbar. Die milden Jahrestemperaturen und die geringen Temperaturschwankungen im Laufe des Jahres ermöglichen normalerweise zwei Ernten pro Jahr. Der fortschreitende Klimawandel erhöht den Druck und fordert akute Lösungsmöglichkeiten. In Ruanda sind bereits steigende Temperaturen und veränderte Niederschlagsmuster zu verzeichnen. Zunehmende Extremereignisse wie Überschwemmungen und Erdrutsche, welche häufig Todesfälle und allgemeine Verwüstung hinterlassen sind an der Tagesordnung.  

Die extrem hohe Besiedlung sowie das ebenfalls hohe jährliche Bevölkerungswachstum haben eine Bodenverknappung und begrenzte Landreserven zur Folge, welche weiter abnehmen. So verfügen kleinbäuerliche Familien im Durchschnitt nur noch über weniger als einen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Etwa zwei Drittel der Gesamtfläche des Landes wird landwirtschaftlich genutzt.  

Dazu kommt der schwierige Ackerbau auf Steilhängen im „Land der tausend Hügel“. Diese landestypische, hügelige Naturbeschaffenheit führt, bei häufigen, für diese geographische Lage (zwischen 1° und 3° südlich vom Äquator) typischen heftigen Regenfällen zu starker 

Bodenerosion. Eine fortschreitende Bodendegradation stellt eine weitere Konsequenz dar, die durch mangelnde periodische Brachlegung beschleunigt wird. 

Um der akuten Lage entgegen zu wirken, werden einige Anstrengungen seitens der Regierung initiiert wie Erosionsbekämpfung mit Hilfe von landesweiten Terrassierungsmaßnahmen, die Nutzbarmachung von Sumpfgebieten, die Einführung effizienten Saatguts und der Einsatz von Düngemitteln. Ferner wird die Kapitalisierung der Landwirtschaft vorangetrieben. Zu diesem Zweck werden Bauernkooperativen intensiv gefördert, finanzielle Mittel werden, neben Privatinvestitionen, u.a. über gezielte Kanalisierung von Entwicklungshilfe bereitgestellt. Eine bereits beschlossene Regionalisierung einzelner Kulturen wird derzeit nur ansatzweise umgesetzt. 

Der Beitrag der Regierung zielt auf Ertragssteigerung ab. So wird die Landwirtschaft als Motor der internen Gesamtwirtschaft gestärkt, wodurch zwar allmählich Erfolge verzeichnet wurden, die aber weit unter dem notwendigen Niveau blieben. Seit 2008 geht die Regierung davon aus, dass die Nahrungsproduktion in den meisten Landesteilen prinzipiell ausreicht, um die Grundversorgung der Bevölkerung an lokalen Lebensmitteln zu sichern. Dies setzt jedoch einen günstigen saisonalen Wechsel voraus. Die Ernährungssicherheit ist nach FAO-Daten nicht gegeben (ca. 30 % der Bevölkerung leidet nach FAO Statistiken unter Unterernährung). 

Nach wie vor überwiegt jedoch die Subsistenzwirtschaft, die einen Großteil der landwirtschaftlichen Nutzfläche beansprucht. Mehr als zwei Drittel der Erzeugung wird zur Ernährung der eigenen Familie verwendet, so dass kaum Überschüsse für die regionale Vermarktung übrig bleiben. Bananen sind von der Menge und dem Wert her das bedeutendste Anbauprodukt für den Inlandsmarkt. Weitere Anbauprodukte sind Bohnen, Sorghum (Hirse), Mais, Maniok, Süßkartoffeln, Kartoffeln, Tomaten, Karotten, Grünkohl, Erdnüsse und tropisches Obst wie Papaya, Avocado, Maracuja, Mango, Ananas etc. 

Um Exporte zu steigern, hat der Staat (seit dem Jahr 2002) auch mit Hilfe von Kooperationspartnern, die Wiederbelebung des Tee- und Kaffeeanbaus gefördert. Kaffee wird überwiegend in kleinbäuerlichen Betrieben angebaut und ist für viele Bauern traditionell die einzige Geldeinnahmequelle. Aufgrund der Ende der 80er Jahre stark gesunkenen Weltmarktpreise galten Kaffeebäume als unergiebig und sind teilweise zugunsten anderer Kulturen vernichtet worden. 

Neue Impulse setzen den Schwerpunkt auf Mehrwertschöpfung durch Weiterverarbeitung der Anbauprodukte vor Ort. Eine wichtige Rolle spielt die landesweit initiierte Bildung von Genossenschaften. Ziel ist Investitionen u.a. in Kaffee-Waschanlagen zu ermöglichen, welche für einzelne Bauern nicht finanzierbar wären. Im Bereich dieser genossenschaftlichen Betriebe sind erfreuliche Entwicklungen zu verzeichnen. Einen Vorteil stellt die gemeinsame Direktvermarktung dar, die zu höheren Erlösen für die Bauern führt.

Die Teeproduktion erfolgte früher überwiegend in staatseigenen Plantagen, wo der Tee auch weiterverarbeitet wurde. Ein geringer Anteil wurde in genossenschaftlichen und bäuerlichen Betrieben angebaut. Mittlerweile wurden Teebetriebe weitgehend bereits privatisiert oder sind zur Privatisierung ausgeschrieben. 

Viehzucht 

In Ruanda ist Großviehhaltung schon seit langer Zeit bekannt. Insbesondere Rindern wird eine sehr hohe Bedeutung beigemessen, welche früher weniger im ökonomischen als vielmehr im gesellschaftlichen Bereich lag. Die Anzahl der Tiere bestimmte den sozialen Rang einer Familie. Der Wert der Rinder drückte sich u.a. in der Größe der Hörner aus. Die Fleisch- und Milchleistungen waren und bleiben noch zum Teil sehr gering. Diese schwachen Ertragsleistungen erklären sich einmal aus der Rinderrasse, zum anderen durch die Unterernährung der Rinder aufgrund der Überweidung der wenigen noch verbliebenen Weideflächen.

Seit 2004 bestehen spezifische Reformstrategien, deren Umsetzung bereits einige Erfolge verzeichnen. Eine Verbesserung der Großviehzucht erhofft man sich durch eine heute bevorzugte ertragsintensivere Rinderrasse sowie durch integrierte halbintensive Viehhaltung mit Feldfutterbau und Stallhaltung. Die Viehhaltung auf freien Weideflächen ist heute durch staatliche Verordnung verboten. «Girinka» auch «one cow per poor family program» genannt, ist eine Regierungsinitiative, die darauf abzielt, bedürftige Familien mit dem Besitz einer Kuh zu fördern. Es handelt sich dabei um eine sogenannte «home grown»-Initiative zur Verbesserung landwirtschaftlicher Erträge und Ernährungsgrundlage der Empfängerfamilien. Zusätzlich erfährt der begünstigte Kreis gesellschaftliche Wertschätzung, da die Kuh traditionell als wertvolles Geschenk und Statussymbol gilt.  

Die Kleinviehhaltung von Geflügel und Kaninchen, aber auch von Ziegen, Schweinen und Schafen, gewinnt aufgrund der vergleichsweise anspruchslosen Fütterung und Pflege zunehmend an Bedeutung. Trotz einiger Fortschritte in der Viehzucht reicht die Produktion von Milch und Fleisch nicht zur Deckung des Eiweißbedarfes der Bevölkerung aus. Die wenigsten Ruander können sich eine regelmäßige Fleischversorgung leisten. Der größte Teil der Eiweißversorgung stammt aus Hülsenfrüchten und Getreide. 

Industrie und Bergbau 

Die industrielle Entwicklung Ruandas hat noch einen langen Weg vor sich. Eine schnelle Entwicklung wird durch eine Reihe von Faktoren gehemmt: der Mangel an Kapital und Fachkräften, das Fehlen eines ausreichend aufnahmefähigen Binnenmarktes, der unzureichende Ausbau der Infrastruktur, z.B. des Verkehrsnetzes und der Stromproduktion und die verkehrsabseitige Binnenlage, welche sehr hohe Transportkosten zur Folge hat. 

Die Industrie Ruandas konzentriert sich im Wesentlichen auf die Verarbeitung einheimischer Agrarprodukte, weitere Industriezweige sind die Herstellung einfacher landwirtschaftlicher Geräte wie Hacken und Macheten, die Produktion von Baumaterial wie Zement, Bausteine, Rohre usw.. sowie die Herstellung von alltäglichen Gebrauchsgegenständen wie Hygieneartikel, Textilien, Möbel usw… 

Außenhandel 

Der Außenhandel Ruandas verzeichnet einen hohen Importüberschuss. Zu den Exportprodukten zählen, neben den traditionellen Ausfuhrgütern Kaffee und Tee, auch die Bergbauerzeugnisse Kassiterit, Wolfram und Colombo-Tantalit (Coltan). Trotz steigender Exporte bleibt regelmäßig ein enormes Handelsbilanzdefizit, das nach diversen Schätzungen bei jährlich ca. 1500 Mio. US$ liegt. 

Importe nach Ruanda werden von Investitionsgütern, Maschinen und Fahrzeugen beherrscht, gefolgt von Nahrungsmitteln, chemischen- und Vorerzeugnissen. Wesentliche Handelsschranken bestehen zum einen in Einfuhrzöllen (von 25 % für diverse Fertigwaren bis 100 % für Luxusprodukte (Ausnahmen gelten für COMESA-Länder), für gewisse Investitionsgüter werden keine Einfuhrzölle erhoben. Zum anderen bestehen starke technische Mängel in der Logistik der Grenzabfertigung (keine Kühlhäuser beim Zoll etc.). 

Die Binnenlage im zentralen Ostafrika sowie die fehlende Eisenbahn sind für Ruanda ein großes wirtschaftliches Hindernis. 9/10 des Außenhandels werden per Lastkraftwagen abgewickelt. Die beiden Transportkorridore über Kampala in Uganda nach Mombasa bzw. durch Tansania zum Hafen von Dar es Salaam sind die einzigen Zugänge zum Indischen Ozean. Die dadurch entstehenden hohen Transportkosten verteuern die Preise für die Import- bzw. Exportprodukte wesentlich. 

Um dem Handelsdefizit entgegen zu wirken, versucht die Regierung, neben der Förderung existierender Exportprodukte, neue Export-Fördermaßnahmen zu initiieren. Der für diesen Zweck ursprünglich entwickelte Plan eine klassische freie Handelszone einzurichten, erwies sich als fehlerhaft. 

Stattdessen hat sich der Fokus auf die Errichtung einer „Special Economic Zone» (SEZ) gerichtet. Dabei geht es um ein spezifisches Gewerbegebiet, welches mit moderner Infrastruktur und insgesamt mit möglichst optimalen Rahmenbedingungen ausgestattet wird. Diese Bemühungen zielen darauf, Investitionen zu fördern, wobei der Schwerpunkt auf produzierendem Gewerbe liegt,die lokale Produkte für den regionalen Markt weiterverarbeiten. Die Projektfinanzierung erfolgt über Joint Venture zwischen der Regierung, die mit 30 % beteiligt ist und privaten Unternehmen.  

Haupthandelspartner Ruandas sind China, Kenia, Uganda, die Demokratische Republik Kongo, Großbritannien, Deutschland, Belgien sowie die USA. Die seit 2007 bestehende Mitgliedschaft Ruandas in der East African Community (EAC) hat zunehmend Auswirkungen auf den regionalen Warenaustausch. Dabei sind vor allem steigende Importe aus den Mitgliedsländern mit stärkerer Industrie zu beobachten, vor allem aus Kenia. 

Die Devisenregulierung ist weitestgehend liberalisiert. Die Einfuhr von Devisen ist unbegrenzt, die Ausfuhr ist bis zu hohen Grenzbeträgen möglich. 

Der größte industrielle Arbeitgeber ist eine Bierbrauerei (Bralirwa) in Rubabu, eine Tochtergesellschaft des niederländischen Multis «Heineken», die jahrelang ein Monopol hielt. Mit dem Einstieg von Skol International ltd. im Jahr 2012 gibt es einen zweiten Anbieter auf dem Markt. Beide Unternehmen nehmen eine wichtige Stelle im Alltagsleben Ruandas ein und tragen durch Abgaben maßgeblich zum Staatshaushalt bei. 

Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist der Architekt Jacques Nshimyumukiza. Die Urheber wurden informiert, dass auf meiner Tourismusseite zu Ruanda die Inhalte veröffentlicht werden.

Der Bergbau spielt mit der Förderung und Verarbeitung von Zinnerz, Coltanerz und Wolframerz, insbesondere für den Export, eine wichtige Rolle. Entgegen der in medialen Kreisen weit verbreiteten Information wonach Ruanda sich am Export der Konfliktmineralien aus der benachbarten Demokratischen Republik Kongo bereichert, verfügt Ruanda über eigene Rohstoffaufkommen. Strategische Metallerze mit hoher Weltmarktnachfrage – wie Zinn, Wolframit und Tantalit (Coltan)- sind zwar nicht in umfangreicher Größenordnung wie beispielsweise in der benachbarten DR Kongo, jedoch in wirtschaftlich rentablen Mengen wohl vorhanden. Mit Unterstützung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wurden Zertifizierungsmethoden entwickelt um die Herkunft der gehandelten Erze sicherzustellen. Für den Mineralienexport ist einen Herkunftsnachweis gesetzlich vorgeschrieben. Der Export von mineralischen Rohstoffen generiert auch nach dem Tourismussektor die zweithöchsten Einkünfte des Landes, noch vor dem Verkauf von Agrarprodukten wie Kaffee und Tee. 

Energie- und Wasserversorgung 

Der Energiesektor bleibt der bedenklichste Engpassfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Ein Großteil des Energiebedarfes, welcher überwiegend für Kochzwecke in den ländlichen Haushalten verbraucht wird, wird von den traditionellen Brennstoffen Holz und Holzkohle gedeckt. Rund 50 % der Bevölkerung hat Zugang zu Strom, überwiegend reicht dieser jedoch nur zu Beleuchtungszwecken. Die gesamte Stromproduktion des Landes ist mit gerade einmal 225 MW (Stand Anfang 2019) unzureichend. Diese wird überwiegend aus Wasserkraft erzeugt, sowohl durch mittelgroße staatliche Betriebe als auch durch Mikro-Anlagen, welche zum Teil privat betrieben werden. Ca. 15 MW werden aus den Gemeinschafts-Wasserkraftwerken (Rusizi I u. II) importiert, die neben Ruanda auch die Nachbarstaaten Burundi und Kongo mit Strom beliefern. 

Um der Energieknappheit entgegen zu wirken, hat das für Strom- und Wasserversorgung zuständige Unternehmen Rwanda Energy Group «REG» (vormals EWASA bzw. noch früher Electrogaz) zusätzlich Notstrom-Dieselgeneratoren angeschafft – eine kurzfristige Lösung, denn die für den Betrieb benötigten Ölprodukte werden über große Entfernungen und schlechten Straßen vom Indischen Ozean herangeschafft und sind dementsprechend sehr teuer (ein Liter Benzin bzw. Diesel kostet umgerechnet knapp 1 EUR). 

Erschwerend kommt die Tatsache hinzu, dass der Seewasserspiegel an den Produktionsstätten (Kivusee, Bulera-Ruhondo) aufgrund übermäßiger Nutzung und/oder klimatischen Veränderungen schwankt. Zugleich wächst der Energiebedarf durch das Wachstum der Städte und dem wirtschaftlichen Aufschwung. Strom wird daher hin und wieder in Netzbereichen abwechselnd abgeschaltet. 

Die Regierung hat die Energiegewinnung zur Priorität erklärt und geht mit entsprechend aggressiverStrategie voran. Die hoch ambitionierte Zielsetzung lautet, die heutige gesamte Kapazität bis Ende 2020 auf 560 MW zu erhöhen, was mehr als eine Verdopplung der Kapazität in nur zwei Jahren bedeutet. 

Ein Potenzial stellt das im Kivu-See enthaltene Methangas aus vulkanischer Aktivität dar. Die vorhandenen Reserven werden auf 60 Milliarden Kubikmeter geschätzt. Seit 1983 wird dieses Naturgas im Rahmen eines Pilotprojekts zur Energiegewinnung für die Brauerei BRALIRWA in Rubavu (ehemals Gisenyi) genutzt. Ein erstes von Methangas betriebenes 2 MW-Kraftwerk läuft bereits seit 2010. Ein weiteres 25 MW-Kraftwerk wurde im Mai 2015 in Karongi (ehemals Kibuye) offiziell eingeweiht. Das weltweit einzigartige Methangas-Projekt KivuWatt, das – in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Unternehmen ContourGlobal – Pionierarbeit leistete, hat ca. sieben Jahre Entwicklungszeit gebraucht. Weitere Anlagen dieser Art sollen nach Rücksprache mit dem Nachbarstaat DR Kongo folgen, der ebenso Anrainer des Kivu-Sees ist. 

Zusätzlich zum Methangas setzen weitere Energievorhaben, neben dem Bau neuer Wasserkraftwerke, auf diverse vorhandene Potenziale wie Geothermie, Solarenergie, Torfvorkommen und Biogas. 

Der Zugang zur Trinkwasserversorgung ist ebenfalls unzureichend. Aufgrund der hohen Niederschläge verfügt das Land zwar über ausreichende Wasserreserven, der Bau von Trinkwasserleitungen für die ländliche Bevölkerung ist wegen der hügeligen Geländestruktur des Landes jedoch schwierig und teuer. Eine öffentliche Abwasserentsorgung gibt es nur in wenigen Neubaugebieten. Nur ein sehr kleiner Anteil der Haushalte hat eine geregelte private 

Abwasserbeseitigung. 

Aufgrund der fehlenden Industrialisierung Ruandas und der unzureichenden landwirtschaftlichen Nutzfläche spielt das lokale Handwerk eine wichtige Rolle bei der Bereitstellung von Arbeitsplätzen. In den Städten sowie im ländlichen Raum existiert bereits eine Vielzahl von kleinen Handwerksbetrieben, insbesondere Schreiner, Schlosser, Maurer und Schneider, die auf einem sehr niedrigen technischen Niveau produzieren. Gründe dafür sind der noch unzureichende

Ausbildungsstand als auch das mangelnde Kapital zur Beschaffung von qualitativ guten Handwerksgeräten. 

Ein weiteres Problem für das ruandische Handwerk stellt der begrenzte lokale Markt dar. Die Kaufkraft der ruandischen Bevölkerung ist zu gering, um dem handwerklichen Sektor Impulse durch eine hohe Binnennachfrage zu verschaffen. Der Export von handwerklichen und industriellen Produkten ist wegen der hohen Transportkosten oft nicht rentabel. 

Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist der Architekt Jacques Nshimyumukiza. Die Urheber wurden informiert, dass auf meiner Tourismusseite zu Ruanda die Inhalte veröffentlicht werden.