Tourismus

Der Tourismus hat sich zunehmend zu einem Motor für die Wirtschaft Ruandas entwickelt. So stand der Tourismussektor mit Einnahmen in Höhe von US$ 42,3 Millionen in 2007 zum ersten Mal an der Spitze der Deviseneinnahmequellen, vor den Erlösen aus Kaffee und Tee. Im Jahr 2014 hat die staatliche Behörde für Tourismus und Naturschutz zum ersten Mal mehr als eine Million Besucher gezählt. Die hier erzielten Einnahmen stiegen um 14%. Aktuell erwartet der Tourismussektor jährliche Gesamteinnahmen über 400 Mio. US$. 

Die Hauptattraktion für Touristen stellen die in der Region der Virunga-Vulkane im Grenzgebiet von Ruanda, der Demokratischen Republik Kongo und Uganda lebenden Berggorillas dar. Nicht zuletzt wegen des Kinofilms «Gorillas im Nebel» sind diese weltweit berühmt geworden. Seitdem ist die Aufmerksamkeit auf diese vom Aussterben bedrohten Primaten stetig gestiegen. Die Regierung setzt auf den Tourismus als Wirtschaftsmotor und fördert einen intensiven Branchenausbau. Gegen eine schnellere Erschließung des natürlichen Potenzials sprechen jedoch verschiedene Gründe. Die Konkurrenz der benachbarten Länder Kenia, Tansania und Uganda ist hoch. Die Beherbergungsbetriebe verfügen – gemessen an internationalen Maßstäben – überwiegend über einen niedrigen Standard. Die Regierung setzt jedoch weniger auf die hohe Anzahl von Besucher sondern auf einen hochpreisigen Ökotourismus. 

So wurden eher Hotels mit gehobenem bzw. Luxusstandard in Kigali, am Kivu-See und bei den Nationalparks gebaut worden. Ferner sind insbesondere im Vulkan-Nationalpark, im Norden des Landes exklusive Lodges zu finden.  Das Straßennetz ist nur teilweise ausgebaut, dieses ermöglicht außerhalb der Hauptverbindungsstrecken keinen ganzjährigen Verkehr. Im Laufe der letzten Jahre waren wachsende Besucherzahlen zu verzeichnen. Dies ist unter anderem dem starken Zuwachs an Investitionen im Hotelbau zu verdanken. Auch bei Flugverbindungen hat sich einiges getan. Zur ehemals einzigen Fluggesellschaft Brussels Airlines mit direkten Flügen aus Europa hat sich mittlerweile KLM gesellt. Mit South African Airways, Qatar Airways und Turkish Airlines zählt Ruandas Hauptstadt Kigali seit Anfang 2012 weitere internationale Anbieter.

Zur Beschleunigung des Wachstums im Tourismussektor hat die Regierung ihre Strategie erweitert und einen zusätzlichen Schwerpunkt auf dem Gebiet der Meetings, Incentives, Konferenzen und Events (MICE) gelegt. Dabei beabsichtigt man das Land als Ziel für internationale Konferenzen und andere Events attraktiv zu machen. Die in diesem spezifischen Bereich generierten Einkünfte, welche im Jahr 2013 bei ca. 49 Millionen US $ lagen, sollen sich zukünftig verdreifachen.  Um entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, wurden signifikante Investitionen in notwendige Infrastrukturmaßnahmen getätigt. Mit dem “Kigali Convention Center” wurde im Juni 2016 ein ikonisches Konferenzzentrum fertiggestellt. In Kombination mit einem Fünf-Sterne-Hotel der namhaften Hotelkette “Radisson Blue”, bietet der neue Infrastrukturkomplex gute Voraussetzungen für hochkarätige Veranstaltungen aller Art. Als erste große Veranstaltung durfte die Institution vom 11. bis 18. Juli 2016 das 27. Gipfeltreffen der Afrikanischen Union beherbergen.  

Hotelkapazitäten haben sich insgesamt erhöht, in gehobener Hotelkategorie hat z.B. die Hotelkette  Marriott in Kigali ihr erstes Hotel in Subsahara-Afrika eröffnet. Darüber hinaus ist mit dem Bugesera International Airport – ein neuer moderner Flughafen bereits im Bau – welcher zusätzliche Kapazitäten für die Personen- und Frachtbeförderung bieten wird. 

Musik, Literatur und Kunst 

Zu den traditionellen Kunstformen in Ruanda gehören Musik, Tanz und Poesie in der einheimischen Sprache Kinyarwanda. Sie sind integraler Bestandteil der ruandischen Gesellschaft bei Zeremonien, Festivals sowie unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenkünften. Auch hier verlieren traditionelle Kunstformen zu Gunsten von zeitgenössischen Einflüssen zunehmend an Bedeutung. Während der Tanz traditionell bei allen Anlässen spontan und von Emotionen geleitet von allen ausgeführt wurde, wird heute traditioneller Tanz, begleitet von Gesang, Klatschen, Trommeln und Schellen, bei Familienfeiern und feierlichen offiziellen Anlässen von Tanzgruppen vorgeführt. 

Regionale Besonderheiten sowie traditionelle gesellschaftliche Prägungen (populär oder königlich bzw. mit Einflüssen von Ackerbauern, Jägern oder Rinderhirten) bieten eine gute Diversität der Darbietungen. Zu den häufig vorgeführten Choreographien zählen diverse Musik- und Tanzdarbietungen. Diese bestehen u.a. aus dem Umushagiriro, einem von Frauen vorgeführten langsamen eleganten Tanz, welcher traditionell von einem Lobgesang auf Kühe begleitet wird. 

Wichtige Bestandteile einer traditionellen kulturellen Vorführung sind außerdem Volkstänze, bestehend aus hochkomplexen Tanzchoreographien wie dem schnelleren, von Männer vorgeführten Ikinimba, welcher Themen des Alltags darstellt sowie aus diversen harmonischen rhythmischen Paartänzen. Den Höhepunkt der Choreographien stellt der temperamentvolle Männertanz der Krieger «Intore» sowie das unverwechselbare, ebenfalls traditionell von Männer Ensemblen durchgeführte Trommel-Spektakel (Ingoma) dar.  Die ruandische Popmusik verbindet gerne traditionelle mit modernen Musikelementen. Bedeutende Vertreter dieser Musikrichtung, wie beispielsweise Cecile Kayirebwa, Muyango oder Masamba, weisen langjährige erfolgreiche Karrieren auf. Außerhalb der eigenen Diaspora sind diese jedoch wenig bekannt. Dieselbe Musikrichtung erfreut sich vielversprechender Talente, unter denen Jules Sentore, sowie die in Schweden ansässige Künstlerin Diane Teta eine prominente Rolle spielen.

Der in Februar 2020 verstorbene populärer Musiker Kizito Mihigo, kam aus dem Bereich der Kirchenmusik. Er war einer der wenigen professionellen ruandischen Künstler mit entsprechender akademischer Ausbildung. Bekannt ist er auch u.a. aus seiner Beteiligung am Arrangement der ruandischen Nationalhymne. 

Gospel ist in Ruanda eine weitere beliebte Musikrichtung. Dabei verfügt jede Kirchen- und Schulgemeinde über einen eigenen Chor. Einige wenige Chöre wie Ambassadors of Christ haben es geschafft sich landesweit, und teilweise sogar über die Landesgrenzen hinaus, einen Namen zu machen. 

Eine bedeutende dynamische Popmusikszene, welche die modernen amerikanischen bzw. Welt-Popstars als Vorbilder hat, schafft es auf nationaler Ebene mit ihrem Talent und Kreativität ein großes und meist jüngeres Publikum zu begeistern. Zu dieser, sich schnell verändernde Szene, zählen u.a. James Ruhumuriza alias King James, Butera Jean d’Arc alias Knowless, sowie der letzte Gewinner des bedeutendsten Musikshow-Nationalwettbewerbs Guma Guma Super Star (PGGSS), Bruce Melodie. Über die Landesgrenze hinaus tätig sind u.a. die in den USA ansässigen Popstars Meddy und The Ben. 

Ferner genießt «Afrobeat» hohe Beliebtheit. Zu den bekanntesten Verfechtern dieser Musikrichtung zählt das Trio Urban Boys. Durch Koproduktionen in Zusammenarbeit mit renommierten Musikern wie dem nigerianischen Popstar Timaya oder dessen Landsmann Iyanya schaffen sie es, einen erheblichen Anteil des jungen Publikums zu begeistern. 

Der wohl bekannteste Schriftsteller Ruandas ist das 1981 verstorbene Multitalent Alexis Kagame. Als Historiker, Ethnologe, Dichter und Philosoph hat er den Ruandern in vieler Hinsicht eine lange Liste wertvoller Werke hinterlassen. Seine literarische Umsetzung der mündlichen Überlieferungen der Geschichte bleibt eines der wichtigsten Schriftwerke Ruandas. Auch seine wissenschaftliche Analyse in «La Philosophie Bantu rwandaise de l’être» über Religion, Kultur und Weltanschauung der alten Ruander ist von unschätzbarem Wert. 

Theater und bildende Künste sind traditionell weniger ausgeprägt. An Kunsthandwerk sind zum Teil sehr fein ausgearbeitete Flechtarbeiten typisch. Eine bedeutende Sammlung dazu bietet unter anderem das Nationalmuseum in Butare an. In jüngerer Zeit werden auch Werke von Malern verbreitet. 

Kulinarisches 

Kochbananen, Hülsenfrüchte, Süßkartoffeln, Bohnen und Maniok sowie eine große Auswahl an Frischgemüse machen in Ruanda den Großteil der Grundnahrungsmittel aus. Mais spielt vor allem im nordwestlichen Landesteil eine bedeutende Rolle. Zunehmend wird auch Reis angebaut. Rind-, Ziegen- und zunehmend auch Schweinefleisch ist beliebt, wird jedoch – nicht zuletzt aufgrund der begrenzten Verfügbarkeit – nur zu besonderen Anlässen gegessen. Aus den heimischen Süßwasserseen ist auch Fisch in begrenzter Menge erhältlich, vor allem Tilapia und Tanganyikasardine (auch “Isambaza” genannt). In der Hauptstadt wird das Angebot durch den Nilbarsch bereichert, welcher aus dem benachbarten Viktoriasee (Uganda) importiert wird. Auch eine Reihe an tropischen Früchten wie Banane, Ananas, Papaya, Avocado, Mango und Maracuja werden auf lokalen Märkten angeboten. 

Zu den Nationalgerichten zählen z.B. bunte Bohnen und Erbsen in frischem oder getrocknetem Zustand, die entweder mit diversen Gemüsen wie Amarant, Aubergine, Grünkohl, Karotte und Kürbis oder mit Knollenfrüchten wie Maniok zubereitet werden. Ferner ist Kochbanane in Erdnusssoße sowie “Isombe” (gestampfte Maniok Blätter, z.B. mit gewürzter Tomaten- und Fleischsoße zubereitet) beliebt. Dazu werden gedünstete oder frittierte Süßkartoffeln serviert. Vor allem in urbanen Regionen ist “Ubugali” (oder auch “Foufou” genannt) als Beilage verbreitet; dabei handelt es sich um eine breiartige Paste aus Maniokmehl und Wasser, die überregional in Zentral- und Ostafrika bekannt ist. 

Traditionell wird das Essen in der ruandischen Gesellschaft im Privatbereich eingenommen. Essen unterwegs oder beispielsweise am Arbeitsplatz gehört nicht zum guten Ton. Dafür werden im Tagesablauf geregelte Mahlzeiten vorgesehen. In städtischen Bereichen bieten zahlreiche Restaurants zur Mittagszeit reichhaltige Buffets zu erschwinglichen Kosten an. Imbisse und andere Formen von Fast-Food sind in Ruanda eine neue Erscheinung und noch nicht weit verbreitet. 

Im Allgemeinen werden Mahlzeiten als Genussrituale wenig Zeit eingeräumt, noch weniger wird es als Gesprächsthema verstanden. Der Trinkkultur wird dagegen mehr Beachtung geschenkt. Als Nationalgetränk gilt traditionell “Urwagwa”, ein dem Likör ähnliches Getränk, welches aus gegorenem Bananensaft besteht sowie “Amarwa”, ein selbstgebrautes Sorghumbier. Als nicht-alkoholisches Getränk trinken viele Ruander gerne Milch. Tee wird auch überwiegend mit Milch und Zucker getrunken und wird dem Kaffee eindeutig vorgezogen. Kaffee nimmt jedoch an Bedeutung zu. In der Hauptstadt sind im Laufe der letzten Jahre immer mehr moderne “Coffee-shops” (wie Bourbon Coffee, Shokola, Neo etc.) entstanden. Dort erhält man ruandischen Spitzenkaffee serviert und z.B. auch frische Früchte-Smoothies. 

In den gängigen Lokalen (Bars), aber auch bei diversen geselligen Zusammenkünften, wird überwiegend lokales Bier getrunken. Dazu werden – als Snack – vorzugsweise Spieße (auch “Brochette” genannt) aus gegrilltem Ziegenfleisch und Gemüse gereicht. Bei besonderen Anlässen werden z.B. knusprig gegrillter ganzer Fisch oder Hähnchen mit gegrillter Kochbanane oder Pommes frites sowie Tomatensalat serviert.

Für die wohlhabende Gesellschaftsschicht sowie für die «Expat Community» der Hauptstadt Kigali bietet eine Vielzahl von Lokalen und Restaurants eine Auswahl hochwertiger internationaler Speisen 

an, darunter aus der indischen, chinesischen und anderen asiatischen, italienischen und äthiopischen Küche. 

Das Landschaftsbild des Akagera-Nationalparks in der trockenen Savannenregion Ost-Ruandas wird von niedrigen Hügeln und weitläufigen Mulden bestimmt. Typische Vegetationsformen sind Gras-, Strauch- und Buschsavanne, in denen die Akazienbäume dominieren. 

Vor dem Bürgerkrieg rechnete man den Park dank seines ehemaligen Wildreichtums zu den schönsten Tierparks Afrikas. Große Bestände gab es z B. bei Nilpferden, Antilopen, Zebras und Büffeln. In geringerer Zahl konnte man Löwen, Elefanten, Nashörner und Giraffen beobachten. 

Die Lebensräume dieser Tiere sind inzwischen stark bedroht. Ende des Bürgerkrieges 1994 siedelten sich viele aus dem Exil zurückkehrende Ruander im Nordteil des Parks an. Wandernde Viehherden und landwirtschaftliche Ansiedlungen haben sich zunehmend in das Parkgelände vorgeschoben. Nur ein kleiner Teil des Parks wird noch streng geschützt.

Nyungwe-Nebelwald 

Auf der Randschwelle des Zentralafrikanischen Grabens haben sich die Reste eines ehemaligen ausgedehnten Berg-Nebelwaldes erhalten. Der ökologische Wert dieses Waldes zeigt sich zum einen durch die reichhaltige Zahl der Pflanzenarten, zum anderen ist dieser Wald ein lebenswichtiges Wasserreservoir des Landes. Auch die Tierwelt zeigt eine große Artenvielfalt bei Vögeln, Amphibien, Reptilien und Säugern (Schimpansen, Stachelschweine u. a.). 

Volcanoes National Park 

In der Region der Virunga-Vulkane im Grenzgebiet von Ruanda, der Demokratischen Republik Kongo und Uganda leben in den dichten Nebelwäldern in Höhenlagen zwischen 2.000 und 4.000 Metern etwas mehr als 600 Berggorillas. Einige der Vulkane bilden die heutige Nordgrenze von Ruanda und stehen als Teil des Nationalparks unter strengem Schutz. Sie sind am Rande des Zentralafrikanischen Grabenbruchs und teilweise noch heute aktiv. 

Nach dem Bürgerkrieg sind die von Berggorillas bewohnten Gebiete wieder zugänglich und abgesichert. Es werden ein- bis zweitägige Touren zu den an Besucher gewöhnten Gorillagruppen angeboten. Maximal sind acht Besucher pro Tag und Gorillagruppe zugelassen. Die Beschränkung der Besucherzahlen sowie WWF Projekte sollen dazu beitragen, das Überleben der Berggorillas zu sichern.

Reisen, Transport und Verkehr 

Im ländlichen Raum Ruandas werden kürzere Entfernungen grundsätzlich zu Fuß zurückgelegt. Zu transportierende Waren werden dann zumeist in Körben auf dem Kopf, in Taschen und auf Fahrrädern untergebracht. 

Größere Strecken zwischen den Streusiedlungen und den lokalen bzw. städtischen Märkten werden mit Hilfe von Kleinlastwagen (oder Pick-ups) zurückgelegt. Ein weiteres Transportmittel sind Minibusse, die zwar voll besetzt werden, jedoch nicht überfüllt sind. Diese Sammeltaxis transportieren Menschen und Waren über asphaltierte aber auch holprige oder rutschige Pisten. Fahrpläne und Haltestellen gibt es eher selten; in der Regel fahren die Busse erst, wenn sie voll sind. Regelmäßig verkehrende Mini- bzw. Linienbusse existieren als Verbindung zwischen Kigali und anderen größeren Provinzstädten. Auch in die Nachbarstaaten, nach Kampala (Uganda) und Bujumbura (Burundi), bestehen Reisebusverbindungen. 

In den Städten warten kleine Motorräder an jeder Ecke, um Passagiere quer durch alle Stadtteile zu befördern. Diese sind, insbesondere bei den Hauptverkehrszeiten, vor allem in Kigali, das zügigste Verkehrsmittel. Eisenbahnverbindungen gibt es in Ruanda nicht. 

Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre hat auch eine signifikante Zunahme des Verkehrsaufkommens zur Folge. Die früher nur in Ausnahmefällen auftretenden Verkehrsstaus und –stockungen gehören heute zur Hauptverkehrszeit zum alltäglichen Stadtbild. Außerhalb der Rushhour halten sich Verkehrsstaus noch in Grenzen. Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit setzt der Staat auf eine strenge Verkehrspolizei. Einsatzkräfte stehen in kurzen Abständen auf den Straßen und führen häufige Geschwindigkeits- und allgemeine Verkehrskontrollen durch. Verfehlungen werden dabei konsequent geahndet. 

Die Texte stammen vom Länderportal der GIZ, welches vom Netz genommen ist. Verfasser ist der Architekt Jacques Nshimyumukiza. Die Urheber wurden informiert, dass auf meiner Tourismusseite zu Ruanda die Inhalte veröffentlicht werden.